LandFrauen auf Tour im Ruhrgebiet
Bei einer sechstägigen Reise lernten 43 LandFrauen aus dem Kreis Böblingen das Ruhrgebiet kennen. Es ist der größte Ballungsraum Deutschlands und nach dem Fluss Ruhr benannt. Kohle wurde schon im 13. Jahrhundert abgebaut. Der industrielle Bergbau setzte erst nach 1800 ein. In guten Zeiten waren es 300 Zechen. Seit Beginn der Kohlenkrise im Jahr 1957 befindet sich das Ruhrgebiet in einer anhaltenden Phase des Strukturwandels. Nur noch in drei Zechen wird Kohle gefördert. Heute steuert die Route der Industriekultur auf dem Weg zur Tourismusregion die wichtigsten Stätten des Ruhrgebiets an.
Vier dieser Industriedenkmäler wählten die LandFrauen zur Besichtigung aus.
- Das Schiffshebewerk Henrichenburg wurde 1899 von Kaiser Wilhelm II. als damals größtes Bauwerk am Dortmund-Ems-Kanal eingeweiht. Der Mechanismus und die Stahlkonstruktion begeistert heute noch die Museumsgäste.
- Strom & Leben“ ist das Thema im Umspannwerk Recklinghausen. Die Ausstellung nimmt die Besucher mit auf eine Zeitreise in die Geschichte der Elektrifizierung. Die physikalischen Grundlagen der Stromerzeugung werden verständnisvoll erklärt.
- Das Ruhrmuseum auf der Zeche Zollverein ist im ehemaligen Industriegebäude unter-gebracht und ist das historische Gedächtnis des Ruhrgebiets. Das Bild vom verrußten Ruhrgebiet stimmt nicht mehr. Die Zeche Zollverein war einstmals die modernste und förderstärkste Steinkohlenzeche der Welt.
- Der Gasometer in Oberhausen ist das Wahrzeichen der Stadt. Lange Zeit diente er zur Speicherung von Koksgas. Die Ausstellung „Wunder der Natur“ führt zu den groß-artigsten Kultstätten der Natur- und Menschheitsentwicklung. Das Gasometer-Dach bietet einen Rundblick über das westliche Ruhrgebiet und zeigt überzeugend, wie grün das Ruhrgebiet ist.
Bei einer Stadtrundfahrt durch Essen, einem Rundgang durch die Margarethenhöhe und durch den Park der Villa Hügel erfährt die Gruppe durch die Gästeführerin die Geschichte der Familie Krupp.
Auf verschlungenen Sandwegen zwischen Wachholder und Heidekraut in der Westruper Heide und einer Bootsfahrt auf dem Halterer See erleben die Landfrauen, welchen Erholungswert diese Region bietet.
In einer Marzipanbäckerei gibt es wertvolle Tipps und Informationen über den Rohstoff und die Herstellung von Marzipan. Der Meister, der 2002 zum Nationaltrainer der Konditoren berufen wurde, modellierte in Sekundenschnelle für jede Besucherin ein Wunschtier aus der süßen Knete.
Der letzte Halt auf der Heimfahrt ist im Schloss Paffendorf beim Informationszentrum der RWE in Bergheim.
Im Herrenhaus zeigt eine Ausstellung die Entstehung der Braunkohle und ihrer Industrie- geschichte. Die Qualitäten der Braunkohle werden herausgestellt und es wird vermittelt, welchen Beitrag die Braunkohle zur allgemeinen Energieversorgung leistet. Weitaus beeindruckender ist die Fahrt ins Gelände. Der Kohleabbau im Tagebau greift tief in das Leben der Bewohner dieses Gebietes ein. Die Kohleflöze dehnen sich über viele Quadratkilometer aus, wo Dörfer, Straßen und Höfe liegen. Sie müssen dem langsam vorrückenden Tagebau weichen. Wir fahren durch ein Dorf, dessen Einwohner schon alle umgesiedelt und die Abrissbagger am Werk sind. Ein zweites Dorf muss in den nächsten Jahren geräumt werden. Auch hier sind schon manche Fensterläden geschlossen.
Wir erfahren, dass die Umsiedlung ein Prozeß ist, der mindestens 20 Jahre dauert. Auch Friedhöfe, Kirchen, Schulen ziehen um. In einem neuen Dorf, wo vor 2-3 Jahren die letzten eingezogen sind, sind die neuen Häuser, Kirchen, der Marktplatz und ein Bauernhof am Ortsrand ansprechend aufgebaut. Die dreistündige Besichtigungstour endet beim Aussichtspunkt vom Tagebau Hambach. Die Größe der Grube übersteigt das Vorstellungsvermögen der Besucherinnen. Hier wird einmal ein riesiger See entstehen, der vom Wassergehalt neben dem Bodensee der zweitgrößte von Deutschland werden soll.
Nachdenklich treten die LandFrauen die Heimfahrt an und stellen sich die Frage, wie sie reagieren würden, wenn ihnen eine Karte zeigt, die nächsten, die weichen müssen, seid ihr?